Prüfung der bestehenden Lüftungsanlagen auf Dichtheit

Dichtheitsprüfung Luftkanäle

Dichtheitsprüfung von Luftkanälen: Mehr Effizienz, weniger Verluste

Um den Gebäudebestand bis 2050 nahezu klimaneutral zu gestalten, bedarf es weitreichender Maßnahmen. Dazu zählen nicht nur der Austausch alter Heizungen und die Verbesserung der Wärmedämmung, sondern u.A. auch die Dichtheit von Luftleitungssystemen. Leckageraten teils 10 %, 15 % und in Extremfällen nochmals deutlich mehr, verursachen einen energetischen Mehrbedarf von Lüftungs- bzw. Klimanlagen (RLT-Anlagen). Die Dichtheitsprüfung von Luftleitungen ist ein wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung von Lüftungsanlagen. Dichtere Luftleitungen führen zu kleineren Lüftungsgeräten, geringerem Energiebedarf für die Luftkonditionierung und -förderung. Damit einhergehend zur CO2 Einsparung. Sowie zu hygienisch besserer Luft beim Nutzer.

Warum ist Dichtheitsprüfung von Luftkanälen so wichtig?

Auswirkungen von Leckagen

Lüftungs- und Klimaanlagen (RLT-Anlagen) weisen häufig Leckagen von über 10 % auf, in Extremfällen auch deutlich mehr. Dies hat zur Folge, dass die Lüftungsanlage zur normgerechten Versorgung aller Räume deutlich mehr Luft fördern und ggf. aufbereiten muss. Fördert die Lüftungsanlage nur den normativ berechneten Luftbedarf, führt dies zu einer Verringerung des Luftaustauschs und zu einer Verschlechterung der Raumluftqualität.

Vorteile dichter Anlagen

Die Vorteile einer dichten RLT-Anlage sind deutlich erkennbar: Wird beispielsweise der Luftvolumenstrom um 10 % reduziert, kann der Energieeinsatz allein für die Antriebsenergie um fast 25 % sinken. Grundsätzlich gilt daher: Um eine möglichst energieeffiziente RLT-Anlage zu betreiben sollte nur so wenig Luft befördert werden wie notwendig. Um dies zu erreichen, sind möglichst dichte Luftleitungen erforderlich. Neben der Einsparung für die Antriebsenergie, können dichtere Anlagen auch kleiner und damit günstiger ausfallen. Weitere Einsparungen ergeben sich dadurch, dass weniger Luft erwärmt, gekühlt, be- und / oder entfeuchtet wird. Dies führt zur Reduktion der CO2- Emissionen.

Wie erfolgt die Messung der Luftleitungen?

Die Dichtheitsprüfung von Luftkanälen erfolgt – anders als in anderen Gewerken üblich - durch Volumenstrommessung. Dabei wird ein spezielles Prüfgerät verwendet, das einen definierten Differenzdruck erzeugt und versucht, diesen während der Messung konstant zu halten. Der hierfür aufgewendete Luft-Volumenstrom stellt die Leckluftrate dar. Über die Leckluftrate, die Kanaloberfläche und den Prüfdruck kann Luftdichtheit gemäß der Norm DIN EN 16798-3 bewertet werden. Die Dichtheitsklassen reichen von ATC 1 bis 6, wobei ATC 1 die strengsten Anforderungen und somit die höchste Dichtheit aufweist. Mit steigender ATC-Ziffer ist auch eine höhere Leckluftrate zulässig. Diese Prüfung ist gemäß DIN EN 18379 "Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Teil C" (VOB/C) eine besondere Leistung und muss gesondert ausgeschrieben werden.


Was muss bei der Dichtheitsprüfung von Luftkanälen berücksichtigt werden?

Die ausreichende Luftdichtheit von Luftleitungen kann nur durch eine Luftdichtheitsprüfung bestätigt werden. In der Praxis gibt es aber einige Faktoren zu berücksichtigen, was dazu führt, dass Luftdichtheitsprüfungen nicht oder nur unzureichend ausgeführt werden.

Abschnittsweise Prüfung für optimale Ergebnisse

Da die Leistungsfähigkeit des Prüfgeräts, der Prüfdruck und die Dichtheitsanforderung, die zu prüfende Kanaloberfläche limitiert, muss insbesondere bei größeren Kanalnetzen abschnittweise geprüft werden. Aufgrund der aufwendigen Oberflächenermittlung, sollten die Abschnitte bereits im Zuge der Montageplanung festgelegt und berechnet werden. Als Prüfdruck ist der mittlere Betriebsdruckes, als arithmetische Mittel zwischen Anfang und Ende einer Luftleitungsteilstrecke zu wählen.

Die Leistungsfähigkeit eines derzeit weit verbreiteten Messgeräts liegt bei ca. 55 l/s. Hieraus ergibt sich überschlägig mit 400 Pa Prüfdruck eine prüfbare Fläche von ca. 360 m² bei ATC 3 bzw. 1000 m² bei ATC 2.

Zugänglichkeit sicherstellen

Es ist wichtig, die Prüfung vor bestimmten Arbeiten durchzuführen, welche die Zugänglichkeit des Kanalnetzes beeinträchtigen können. Dazu gehören beispielsweise Dämmarbeiten oder das Schließen von Abhangdecken oder Trockenbauwänden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass eventuelle notwendige Nacharbeiten zur Abdichtung durchgeführt werden können.

Um eine Dichtheitsprüfung durchführen zu können, müssen offene Enden vorübergehend verschlossen werden. Hierfür gibt es spezielles Zubehör, das ein schnelles Verschließen offener Enden ermöglicht.

Anzustrebende Dichtheitsklassen

Diese empfiehlt allgemeint die Klasse ATC 3 bzw. für Räume mit erhöhten Anforderungen, wie Laboratorien, ATC 2. Bei thermisch stark behandelten Luftströmen oder bei Be- und Entfeuchtung empfehlen wir ebenfalls die Klasse ATC 2, um die Energieverluste gering zu halten.

Julian Rehne Abteilungsleiter TGA
Julian Rehne
Abteilungsleiter TGA