Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Deutschland ist der Ausbau der erneuerbaren Energien und damit die Energiewende ein unerlässlicher Schritt. So wurde die Energiewende bisher stark im Stromsektor vorangetrieben. Mit Blick auf den Endenergieverbrauch Deutschlands macht der Wärmesektor jedoch mehr als die Hälfte der verbrauchten Energie aus.
Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Deutschland ist der Ausbau der erneuerbaren Energien und damit die Energiewende ein unerlässlicher Schritt. So wurde die Energiewende bisher stark im Stromsektor vorangetrieben. Mit Blick auf den Endenergieverbrauch Deutschlands macht der Wärmesektor jedoch mehr als die Hälfte der verbrauchten Energie aus – 2020 waren es rund 52 %. Während der erneuerbare Anteil im Stromsektor zuletzt kontinuierlich anstieg, kam man Wärmesektor lange Zeit nicht über rund 14 % erneuerbaren Anteil hinaus. Das ändert sich erst seit 2018 langsam unter anderem auch durch die Sektorenkopplung. Hierbei verschmelzen die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr immer mehr in Bezug auf die genutzten Energieträger. Energieffiziente Fern- oder Nahwärmenetze als Bestandteil der kommunalen Energieversorgung rücken immer stärker in den Fokus heimischen Städteplanung.
Die Energiewende im Wärmebereich erfordert den Einsatz großer Mengen erneuerbarer Energiequellen in Kommunen und geht daher oft mit einer Umstellung auf eine netzgebundene Wärmeversorgung einher. Diese Art der Wärmeverteilung ermöglicht die Einbindung einer Vielzahl von Wärmequellen. Dies kann Wärme aus Solarthermie, Biomasse und verschiedenen Umwelt-Wärmequellen sein, aber auch Abwärme aus Industrieprozessen und anderen Quellen. Über Wärmepumpen lassen sich beispielsweise Abwasserströme von Kläranlagen oder aus der Kanalisation, oberflächennahe Geothermie, Oberflächengewässer sowie Aquifere als Wärmequellen nutzen. Neben der Umstellung der Wärmeerzeugung und -Verteilung muss auch der Wärmebedarf der Gebäude gesenkt sowie die Energieeffizienz von Prozessen gesteigert werden. Dazu sind beispielsweise Programme zur Gebäudesanierung von Privathaushalten oder Maßnahmen zum Energiemanagement in Unternehmen wichtig.
Es gibt also eine Vielzahl an Möglichkeiten für erneuerbare Energieträger, deren Einbindung in ein sinnvolles System komplex ist und einen nicht unerheblichen Koordinationsaufwand bedeutet. Hier ist der kommunale Wärmeplan das richtige Werkzeug für ein strategisches, effizientes und koordiniertes Vorgehen, mit den Kommunen die Energiewende voranbringen.
Im ersten Schritt wird eine umfangreiche Analyse der Ist-Situation in der Kommune vorgenommen, um den aktuellen Wärmebedarf und -verbrauch sowie die daraus resultierenden Treibhausgas-Emissionen zu ermitteln. Dabei wird Kartenmaterial zusammengetragen und bspw. über eine Geoinformations-Software (kurz GIS) mit weiteren Daten angereichert und sinnvoll visuell ausgewertet.
Darauf aufbauend werden im zweiten Schritt weitere Daten zu Potenzialen der Energieeinsparung für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme ermittelt. Ebenso werden die lokal verfügbaren Potenziale erneuerbarer Energien und Abwärme erhoben und unter anderem in kartografischer Form mit den Daten der Bestandsanalyse zusammengeführt.
Anschließend wird ein Szenario zur Deckung des zukünftigen Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien aufgestellt. Dabei werden Eignungsgebiete für Wärmenetze und Einzelversorgung ermittelt und Zwischenziele der künftigen Versorgungsstruktur aufgezeigt.
Die Wärmewendestrategie formuliert abschließend einen Transformationspfad zur Umsetzung des Wärmeplans. Dies beinhaltet ausgearbeitete Maßnahmen, Umsetzungsprioritäten und einen Zeitplan für die nächsten Jahre. Eine Fortschreibung des kommunalen Wärmeplans in regelmäßigen Abständen sichert die optimale Umsetzung dieses Transformationsprozesses.
Um die Wende im Wärmesektor erfolgreich voranzubringen, kommt den Kommunen eine wichtige Schlüsselrolle zu. Sie tritt als Initiatorin, Koordinatorin und Unterstützerin auf und setzt wichtige Rahmenbedingungen. Auch die Vorbildfunktion der Kommune spielt eine wichtige Rolle. Für eine erfolgreiche Transformation müssen viele Gespräche mit Unternehmen und Bürgern geführt werden und viele Akteure an einen Tisch gebracht werden. Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung sind hier wichtige kommunale Aufgaben.
Der Blick über das einzelne Gebäude hinaus lässt dabei eine holistische Betrachtung der Wärmeversorgung zu. Dies kann zu einer höheren Gesamteffizienz und einem höheren Gesamtnutzen für die Gemeinschaft führen. Mit dieser Grundlage werden weitere Möglichkeiten eröffnet, wie eine Kommune als Gesamtsystem betrachtet und klimaneutral entwickelt werden kann.
Endenergieverbrauch Strom-Waerme-Verkehr: https://www.unendlich-viel-energie.de/
Stromverbrauch: https://www.umweltbundesamt.de
Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien: https://www.umweltbundesamt.de/
Katharina Niehoff ist Münsterländerin: Abi in Ahaus, Master in Steinfurt (FH Münster, Wirtschaftsingenieurwesen, Technisches Management mit Fachrichtung Energietechnik) und dann Projektingenieurin in Ahaus bei Bode. Und nicht zuletzt ist sie Ihre Ansprechpartnerin für Fragen zu Förderprogrammen, dem Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001, zum Energieaudit und zur Energieberatung im Mittelstand.
Kompetenzen & Interessen: Energieaudits: Datenanalyse, Vor-Ort-Beratung / Energiemanagement / Energietechnik / Taebo / Wandern